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The Pack
Der Schulhof ist eine Subkultur, ein eigener Kosmos, in dem die Realität eine andere ist und die Uhren vom Glockenschlag der Schuluhr bis zum Schulschluss anders herum laufen. Dabei kann man ein buntes Treiben seltsamer Kreaturen beobachten, die archaische, gar grausame Rituale zu vollziehen pflegen. Diesen Kreaturen - nennen wir sie an dieser Stelle "Kinder" - ist nur mit äußerster Vorsicht zu begegnen. Denn nie kann man wissen, welche Krallen und Stachel diese Kinder hinter dem Rücken verborgen halten. Die Charakterentwürfe auf der linken Seite thematisieren eine scheinbar völlig alltägliche Schulwelt mit ihren ganz gewöhnlichen Absurditäten. Wo Gruppenzwang und Notendruck herrscht, man alles Erwachsene und Spießige hasst und man Rationalität nicht einmal buchstabieren kann, trifft man auf die Charaktere dieser Welt - leicht verschroben, blass, verschwiegen und gar nicht so bunt und fröhlich, wie man es erwarten würde. Fast so, als planten sie heimlich die erwachsene Welt in ihrer skurillen Phantasie zu versenken.
Charakterentwürfe "School's Out" 2009/10 Linerzeichnungen, digital koloriert
Lion
Wie ein Hund auf der Straße ist Lion aufgewachsen und hat seine Jugend damit verbracht Drecksaufträge für den Alphamotz eines Hunderudels zu erledigen, nur um später festzustellen, dass alle seine "Kollegen" nicht unbedingt die Brüder waren, die er sich in Regen und Kälte gewünscht hat. Warum sollte man dann für das Rudel kämpfen, das einem gerade einmal ein Wellblechdach über dem Kopf geboten hat und sonst kalt wie Eis und emotionslos wie Stein war? Wenn sich verfeindete Rudel gegenseitig zerreißen, ist es denn dann wirklich "ehrenlos", wenn man einfach keinen Bock mehr hat für einen Haufen Idioten zu sterben und stattdessen abhaut? Lion hat von den vielen Hundstagen genug und endlich begriffen, dass seine Verwandten schrecklich aufgeblasen und streitsüchtig sind. Dann hängt er doch lieber mit ein paar Hasen rum. Die nehmen sich nicht zu wichtig, haben einen ausgeprägten Sinn für Humor und zeigen zumindest noch ein wenig Respekt, wenn er zu ihnen herunterblickt. Aber man sollte sich von Lions kräftigem Körperbau, den zerzausten Haaren und kühlen Blick nicht einschüchtern lassen, denn im Gegensatz zu vielen seiner Artgenossen weiß er was Moral und Astand sind und ist eigentlich gar nicht so böse, wie er manchmal blickt.
Entwurf zu Lion 2010 Linerzeichnung, digital koloriert und mit Texturen retuschiert
Caniden
Was ist eigentlich ein Canide? Man nehme einen Hund, verpasse ihm menschliche Eigenschaften und ein paar mehr Gehirnzellen, damit er sich nicht ständig selbst in den Schwanz beißt und schon hat man ein hundeartiges Wesen mit großem Ego und Hang zu agressiver Selbsverwirklichung. Aber tun wir den Caniden an dieser Stelle mal kein Unrecht, denn unter den vielen zerzausten Kläffern gibt es auch einige treue Gefährten, die sich nicht zu schade für dumme Späße sind oder Fieslingen ans Bein zu pinkeln. Auf der linken Seite befinden sich einige mit Feder und Liner gezeichnete Entwürfe für solch eine Promenadenmischung.
Entwürfe zu Caniden 2009/10 Linerzeichnungen, digital koloriert
Familie aus Affen
Wer einen Besuch im Dschungel macht, sollte sich nach einer eigenwilligen kleinen Familie aus Affen umsehen, die dringend nach Rat suchen, ob sie nun zu den Gorillas gehören oder zu den Pavianen. Während Vater Kronkk groß und wuchtig von der Statur ist und obendrein sehr ernst, geben sich Mutter Maala und Sohn Zigg eher gelassen und schlottrig. Die flinke Maala hechtet durch die Bäume und erntet fleißig ganze Körbe voll buntem Obst. Zeitgleich ist Zigg damit beschäftigt nichts zu tun und allen Fragen bezüglich des "Was soll aus dir mal für ein Affe werden?" aus dem Weg geht. Dann gibt es da auch noch das kleine Stachelschwein Pi - wobei die Betonung auf Schwein liegt, da in Pis Stacheln stets alle möglichen Sachen hängen bleiben, während er durch das Unterholz watschelt. Einen Vorteil hat der Dreckspatz trotzdem: Da Pi ständig Zigg hinterherläuft wie ein kleiner Hund, kann man an den Überbleibseln in Pis Stachelkleid recht genau erkennen, wo der Sohn den Tag über gesteckt hat. Die Affencharaktere wurden mit Liner gezeichnet, wobei das Fell mit recht wilden Strichen angedeutet wurde. Das eigentliche Haarkleid wurde dann später mit Brushes aufgesetzt.
Entwürfe zu einer Familie aus Affen 2010 Linerzeichnungen, digital koloriert und mit Brushes bearbeitet
Charakterskizzen Familie Ebenstein
Die Familie Ebenstein ist ein Haufen von Unglücksraben und dabei schien alles so gut angefangen zu haben. Das Ehepaar Pascal und Claudia war so glücklich, als es die Waisen Stefanie und Thomas adoptierten und sie gemeinsam in ein großes Haus auf dem Land zogen. Als die Kinder dann jedoch erwachsen wurden und das Haus der Zieheltern verließen, fühlten diese sich zunächst ziemlich allein gelassen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sie bemerkten, dass sie genug Probleme mit sich selbst zu klären hatten. Claudias wachsende Paranoia und Angst vor dem großen leeren Haus und Pascals ständige Abwesenheit, da er sich in seinen Büchern vergrub, führten schließlich zum Zerbrechen der Familie. Als wäre das noch nicht schlimm genug, hat sich Pascal auch noch mit einigen dunklen Ritualen befasst, die den Haussegen endgültig sprichwörtlich zum Teufel gejagt haben. Die linken Skizzen zeigen die Familie Ebenstein und den Hauswart Christopher Graubach. Die Familie wurde für ein Adventure entworfen, dessen genaue Umsetzung noch nicht geklärt ist. Fest steht nur, dass es im Spiel einen starken Kontrast von Licht und Schatten geben wird. Aus diesem Grund wurden die Charaktere in Schwarz/Weiß umgesetzt, was noch Raum für Ideen und Interpretationen lässt und der schummrigen Stimmung zugute kommt.
Entwürfe zu Familie Ebenstein "ill-Fated" 2010 Linerzeichnungen, mit Tinte gefärbt
Charakterskizzen Kreaturen
Pascals geheime Arbeiten an finsteren Ritualen sind leider nicht lange ein Geheimnis geblieben denn schneller als gedacht hatte er einen dunklen Schatten im Nacken sitzen und eine Horde skuriller Geister, die sich über die unfreiwillige Einladung freuten und beschlossen in seinem Haus einzuziehen. Solch ein Besuch wäre sicher etwas sehr Spannendes, würden diese Geister nicht einen äußerst absonderlichen Spuk abziehen, der das Verschmelzen von toten Menschen mit allerlei tierischen Körperteilen, kartenspielende Phantome, Handpuppen aus Tierkadavern und den recht rachsüchtigen und leicht gestörten Hirschdämon Ahriman umfasst. Die Skizzen links zeigen einen kleinen Teil der Kreaturen, die sich im Haus der Familie Ebenstein eingenistet haben. Diese Wesen zeigen oft tierische Attribute. Vor allem das Symbol des Hirsches als Totentier und Passierer zwischen den Lebenden und Verblichenen taucht im Kontext verschiedener Kreaturen immer wieder auf. Der Hirsch ist das zentrale Tier in der Welt der Familie Ebenstein, da sie in einem Jagdhaus inmitten der Wälder hausen, Pascal leidenschaftlicher Jäger war und vor allem Hirschtrophäen sammelte. Auch in Pascals Ritualen nimmt der Hirsch verschiedene Rollen ein und steht immer wieder als ein Symbol für den Tod, die Wahrheit, Blendung und das Unrecht.
Entwürfe zu Kreaturen "ill-Fated" 2010 Linerzeichnungen, mit Tinte gefärbt
Matt
Das Häschen auf der linken Seite - verzeihung, sie mögen es doch lieber wenn man sie korrekterweise als "Lagomorphen" bezeichnet oder besser unter sich einfach als "Lagos" - gehört traditionell der arbeitenden Schicht an. Die Lagos wurden schon immer als einfache Bauern eingesetzt, da sie sich hervorragend mit dem Ackerbau und der Pflanzenzucht auskennen. Aber was ist schon "traditionell"? In den letzten Jahren haben die Lagos auch die Städte für sich entdeckt. Wo sich sonst nur Caniden herumgetrieben haben, findet man im Untergrund auch kleine Banden von Lagos die genug davon haben auf den Feldern zu stehen. Frech, dreist und mit ungewöhnlich viel Mut fordern sie die altbewährten Hunderudel heraus und entwickeln sich zu einer kleinen, flinken und durchaus zu respektierenden Gruppe der Gesellschaft. Matt ist ein typisches Beispiel des neuen Selbstverständnisses der Hasen: Modern, frech, lässig, schert sich um nichts und gönnt seinen langen Ohren am liebsten Hip-Hop. Wer hätte gedacht, dass es ausgerechnet die sonst so ängstlichen Hasen sind, die nach neuen Zielen greifen - für genügend Nachwuchs ist in ihren Kreisen ja immerhin gesorgt. Typisch für den Charakter Matt ist das Tragen seiner Ohren wie einen Schal und da diese Hasenohren so viel Fläche bieten, hat er sie eigenwilligerweise tätowieren lassen.
Entwurf zu Matt 2011 Linerzeichnung, digital koloriert
Maxx
Maxx ist der jüngere Bruder von Matt, den wir im vorherigen Paneel bereits kennengelernt haben. Die beiden stammen aus einer Bauernfamilie mit insgesamt zwölf Geschwistern und da ist klar, dass sich nur durchsetzen kann, wer möglichst stark und gescheit ist. Maxx ist im Gegensatz zum eher ausgeglichenen und ruhigen Matt sehr aufgedreht, sprunghaft und vorlaut. Er war in der Familie stets der Kleinste und musste sich seinen Platz durch Frechheit und Aberwitz erkämpfen. Da in ihrer Familie nie Dinge verschenkt wurden, klaute er sie eben. Ihn als Fiesling zu bezeichnen wäre aber ungerecht. Er will sich ja bessern, aber manchmal sind ihm die anderen einfach zu lahm und das ein oder andere ist zu verlockend, um nicht einen Witz darüber reißen zu können. Als die Familie in schlechten Zeiten auseinanderbrach, setzten sich Maxx und Matt in die Großstadt ab, verloren sich aus den Augen, fanden sich aber später in derselben Untergrundbande wieder.
Entwurf zu Maxx 2011 Linerzeichnung, digital koloriert
Rat
Rat hat es nicht leicht. Seine Eltern geschieden, lebt bei seiner überforderten Mutter, geht auf die mieseste Schule der Stadt, hat keine Freunde, ist zu klug um mit den Dummen rumzuhängen und zu dumm um bei den Klugen zu hocken. Er ist eben der Typ von nebenan, für den man sich nicht zu interessieren hat, da sein Umfeld gestört ist und sein Gemschmack für Musik und Kleidung alles andere als konform. Unter den scheinbar unpassenden Klamotten trägt er jedoch einen reifen Verstand mit sich herum. Er ist nicht dumm, nur nicht in der Lage seine Intelligenz zu nutzen. Oder aber man könnte sagen, er hat unter diesen Umständen keinen Bock sich klug zu geben.
Entwurf zu Rat "School's Out" 2011 Linerzeichnung, digital koloriert
Tiercharaktere
In einer Welt, in der sich die Menschen letzten Endes erfolgreich selbst ausrotteten, haben die Tiere die Macht ergriffen. Sie lernten die menschlichen Maschinen zu bedienen und menschliche Denkweisen durch Computer anzunehmen. An die oberste Stelle haben sich die Katzen geschlagen - nicht weil sie so wild und skrupellos sein können wie die Hunde, sondern weil sie gerissen sind und viel besser strategische Entscheidungen treffen können als Hunde. Die Katzen sitzen in ihren Häusern und blicken auf die übrigen Tiere hinab, die einzig und allein für sie zu arbeiten haben. Die höchsten Diener sind die Hunde, die den Katzen treublind ergeben sind. Huftiere wie Böcke und Kühe sind die Arbeiter und dann gibt es da noch die unliebsamen Wiesel, die ständig eigene Sachen spinnen und sich nicht an Gesetze halten. Die Tiere zeigen allerlei menschliche Eigenarten - am auffälligsten den aufrechten Gang. Auch die "Kleidung" besteht aus aus dem Tierreich entlehnten Elementen wie Riemen, Schnallen, Schärpen und Maulkörbe. Die Charaktere sind in ihrer Farbigkeit reduziert, um eine nicht zu kindliche Stimmung zu erzeugen.
Charaktere 2011 Linerzeichnungen, digital koloriert
Siamese
Kehren wir noch einmal zu Rat zurück und entdecken wir eine Seite von ihm, die uns vorher gar nicht bewusst war - und die nun schon recht obskur daherkommt. Wie genau es passiert ist, kann Rat selbst nicht sagen, aber er hat wohl in einem uralten Antiquariat irgendein Glas zerbrochen, in dem das Körperteil eines unbekannten Wesens eingelegt war. Dieses vermeintlich schon seit Jahrzehnten tote Wesen entpuppte sich jedoch als recht lebendig und verschwand in der Schnittwunde an Rats Arm. Alle Versuche es wieder herauszuschneiden waren zwar blutig, aber ziemlich erfolglos. Als die Wunde fast verheilt war, glaubte er schon, alles wäre wieder in Ordnung, bis er eines Nachts bemerkte, dass ihm zwei weitere Arme aus dem Rücken wuchsen. Nun sind zwei zusätzliche Arme ja eigentlich eine praktische Sache, wären es nicht die überdimensionalen Pranken irgendeiner Kreatur, die aus seinem Körper heraus wächst. Nach den wohl bekannten Panikattacken und viel Geschrei, das den Nachbarn gar nicht gefiel, enkannte er jedoch die Vorteile seines neuen Zuwachses. Woher auch immer diese Kreatur stammte, sie gab ihm Stärken und Fähigkeiten, von denen er nie geträumt hatte. Er schloss mit der Kreatur - die er als Siamese bezeichnet - den Packt, dass sie in seinem Körper "wohnen" darf, solange er ihre Kraft benutzen kann.
Entwurf zum Siamesen "School's Out" 2011 Linerzeichnung, digital koloriert
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